top of page

Glücksporträts 

Gestalten statt verwalten

Kurt Weinberger, Österreichische Hagelversicherung

Kurt Weinberger ist so etwas wie der Grandseigneur der österreichischen Versicherungsbranche. Mit 64 Jahren ist er mittlerweile der älteste Versicherungsvorstand im Versicherungsverband Österreich. Ein Umstand, den der Vorstandvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung auch ein wenig irritierend findet: „Freunde, die bereits in Pension sind, schicken mir Kartengrüße und SMS aus Thailand, Kanada und Florida. Sie fragen mich dann, warum ich mir den Job immer noch antue. Ich verstehe das gar nicht, weil mir macht die Arbeit nach wie vor großen Spaß.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr_Kurt_Weinberger_Pressefoto_2__edited.jpg

Seit rund 30 Jahre füllt er bereits Vorstandspositionen aus. In dieser Zeit hat der erfahrene Mann viel erlebt und so manche Herausforderung gemeistert. Ohne einen Moment zu zögern beteuert er: „Ich hatte keinen einzigen Tag, an dem ich mir morgens dachte, heute will ich nicht.“ Was ihm dabei hilft, ist der Vergleich. Zu Beginn seiner Karriere war Weinberger einige Zeit als Beamter tätig. Doch nach zwei Tagen wurde ihm bereits klar, dass die Bürokratie nie seine Welt werden kann. „Es ist ein Privileg, selber Ziele formulieren zu können!“, betont er immer wieder. „Das ist das, was mir Kraft gibt und daher möchte ich auch mit keinem Beamten tauschen.“

​​

Freiheit als höchste Lebensqualität

Von Kurt Weinbergers Gestaltungslust hat die Österreichische Hagelversicherung in den Dekaden unter seiner Führung auf unterschiedliche Art und Weise profitiert. Heute versichert die Organisation eine ganze Palette an Risiken, neben Hagel sind das auch Dürre, Überschwemmung oder Sturm. Österreich ist auch nicht mehr der Kernmarkt, denn zwei Drittel der Umsätze kommen inzwischen aus Osteuropa.

 

So manchen der unternehmerischen Erfolge musste Weinberger auf seinem Weg hart erkämpfen, denn nicht immer erfolgten Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Unternehmens einstimmig. So musste die Versicherung Anfang der 2000er Jahre, unmittelbar nach Aufnahme weiterer Risikokategorien, Schäden von enormem Ausmaß vergüten. „Das war eine Existenzthematik für uns und natürlich gleichzeitig für mich persönlich, weil ich ja für diese Entscheidungen grade stehen musste“, erinnert sich Weinberger. „Doch auf längere Sicht konnten wir uns genau dadurch als kleines Versicherungsunternehmen auf dem europäischen Markt behaupten. Ohne diesem Risiko hätten wir am Markt vorbeiagiert und wären heute irrelevant.“ Rückblickend weiß der Versicherungsvorstand: Ohne den Mut, immer wieder Neues zu wagen, hätte er nicht immer wieder den Gestaltungsspielraum aufrecht erhalten können, den er als „höchste Lebensqualität“ bezeichnet.

Wenn der Körper Stopp sagt

Vor einigen Jahren musste Kurt Weinberger dann plötzlich eine bedeutende Kurskorrektur vornehmen. „Ich hatte nie ein Blutdruck-Problem. Doch eines Nachts bin ich aufgewacht und hab gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ Ein massiv überhöhter Blutdruck und Schlafprobleme offenbarten schließlich die Notwendigkeit trotzt ungebrochenem Schaffensdrang und Gestaltungslust, auf die Signale des Körpers zu hören und einen Gang zurückzuschalten. „Ich hab dann gemerkt, dass ich ja 100 Stunden die Woche arbeite und neben meinem Zivilberuf noch unzählige Sitzung für diverse Ehrenämter übernommen habe. Das war ein echter Aufwachmoment.“ Und er reflektiert weiter: „Die Gefahr besteht, dass du als Unternehmer nicht Nein sagen willst. Das ist ein Problem. Wenn ich mir so manche Unternehmerpersönlichkeiten anschaue, die Leute arbeiten da so viel, dass die Kinder dann sagen, so wie meine Eltern will ich nicht leben.“

Haltung zeigen statt gefallen wollen

Kurt Weinberger, der selbst von einem Bauernhof in Oberösterreich stammt, beschäftigt sich schon viele Jahre intensiv mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel. Auch in den nächsten Jahren seines Schaffens hat sein Engagement für eine nachhaltige Entwicklung hohe Priorität. „Ich halte das für die größte Herausforderung, vor der die Menschheit steht. Das wird auch spannend für die Finanzindustrie und die Versicherungswirtschaft“, betont er.

 

Als er vor Jahren begann, Initiativen wie den Klimaschutzpreis in der eigenen Organisation zu implementieren, waren nicht alle einverstanden. „Natürlich kann man über die Bürokratie reden, aber das Thema Nachhaltigkeit ist nicht mehr wegzubringen. Deswegen werden bei uns, solange ich da bin, Nachhaltigkeitsaktivitäten fortgesetzt“, sagt Weinberger und setzt schmunzelnd noch einen drauf: „Ich bin ja nicht auf die Welt gekommen, damit ich allen gefalle.“

© ÖHV

Kurt Weinbergers Glücksgriffe
  • „In jeder Niederlage steckt der Keim für etwas Positives.“

  • „Man sollte sich als Unternehmer nicht von Eitelkeiten verleiten lassen und zu allem Ja sagen. Manchmal ist ein Nein einfach die bessere Entscheidung.“

Kurt Weinberger ist seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, die als Spezialversicherungsinstitut in der Landwirtschaft in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien und Rumänien tätig ist. Seit rund 30 Jahren setzt er sich für mehr Klima- und Bodenschutz in Österreich ein.

bottom of page