Glücksporträts
Gemeinsam funktioniert es am besten
Bea Ulreich, Ulreich GmbH
Bea Ulreich ist Nachfolgerin in einem Familienbetrieb. „Eigentlich bin ich dort Mädchen für alles“, beschreibt sie ihre Funktion im burgenländischen Unternehmen, das aus zwei Kaffeehäusern sowie einem Produktionsbetrieb für Back- und Süßwaren besteht. „Ich finde das auch gar nicht negativ. Unser Betrieb ist so vielschichtig. Die meisten kennen uns als Konditorei, aber wenn ich erzähle, dass wir den Lebensmitteleinzelhandel in ganz Österreich beliefern, dann bekommt man ein ganz anderes Verständnis.“ Obwohl ihr die Leitung des Büros und der Kundenbetreuung obliegt, ist es für sie selbstverständlich, auch einmal Eis zu verkaufen oder abzuwaschen, wenn ein Mitarbeiter erkrankt ist. „So wird es nicht langweilig und mit nur einer Aufgabe im Unternehmen wäre ich nicht glücklich“, ergänzt sie.

Führen mit Menschlichkeit
Momente der Freude haben für Ulreich viel mit anderen Menschen zu tun: „Wenn Zeit für Gespräche mit dem Team ist, man ein freundschaftliches Verhältnis hat und vielleicht auch einmal private Dinge erzählt werden, begegnet man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur als Chef sondern auch als Mensch.“
Enttäuschung als Lernmoment
Manchmal sind es aber gerade die Beziehungen im Arbeitsumfeld, die auch Spannungen mit sich bringen. Die Familienunternehmerin berichtet in diesem Zusammenhang von einem Erlebnis, wo ihr Vertrauen auf die Probe gestellt wurde – ein Kunde stritt ab, eine telefonische Bestellung getätigt zu haben. Aufgrund ihrer sorgsamen Dokumentation konnte die Situation schließlich wahrheitsgemäß geklärt werden: „Das war ein bisschen ein Aufwachmoment für mich, dass nicht alle immer nur ehrlich agieren und man schon ein bisschen aufpassen muss.“
Wenn Verlässlichkeit fehlt
Beziehungsarbeit sieht sie also als herausfordernd, aber essentiell. Der Personalmangel, insbesondere in der Gastronomie, rückt dieses Thema noch mehr ins Zentrum: „Es kommt durchaus vor, dass Mitarbeiter ohne ein Wort zu sagen einfach nicht auftauchen. Ich glaube, dass es manchen gar nicht bewusst ist, wieviel Mehrarbeit das für die anderen im Team mit sich zieht.“
Gemeinsam statt Gegeneinander
Bea Ulreichs Vision für die Zukunft hat deshalb nicht nur eine betriebswirtschaftliche, sondern eine gesellschaftspolitische Komponente: „Ich würde mir wirklich wünschen, dass sich jeder Mensch, egal ob Unternehmer oder Angestellter, wieder mehr ins Bewusstsein bringt, dass er Teil eines Systems ist und es gemeinsam am besten funktioniert.“ Abschließend hält sie fest: „Beziehung ist mir einfach wichtig, weil ich grundsätzlich ein sehr auf Harmonie bedachter Mensch bin. Wenn das Beziehungsthema passt, dann funktionier ich auch.“
Bea Ulreichs Glücksgriffe:
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„Es wird selten so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Man sollte sich die Zeit nehmen, um über wichtige Dinge wie z.B. zwischenmenschliche Konflikte nachzudenken. Nicht gleich zu handeln, sondern einmal eine Nacht darüber zu schlafen, erachte ich als sinnvoll.“
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„Nicht negativ werden, sondern sich immer wieder zu erden und zu sagen, es ist eigentlich gut. Man nimmt sich oft zu wenig Zeit, um wieder positiver zu werden.“
Bea Ulreich ist Nachfolgerin der 3. Generation im burgenländischen Familienbetrieb. Die Ulreich GmbH produziert seit 1926 Mehlspeisen, die in ganz Österreich vertrieben werden. Zusätzlich verwöhnt man Naschkatzen in den Konditoreien in Pinkafeld und Fürstenfeld. www.konditorei-ulreich.at