Glücksporträts
Mit Sinn und Ästhetik wirksam werden
Manés Kerschbaumer, Little Talks
Im Leben von Manès Kerschbaumer hat das Thema Sinnerfüllung durch Wirksamkeit einen besonderen Stellenwert. „Als Unternehmer ist meine Motivation schon immer gewesen, gesellschaftlich zu wirken“, betont der 32-Jährige, der vor sieben Jahren eine Direktmarketing- und Fundraisingagentur mit Spezialisierung auf den Nonprofit-Bereich gegründet hat. Bereits während der Schule begann er zu arbeiten und zog früh von zu Hause aus, um seine Visionen umzusetzen.

Wenn Wirksamkeit gebremst wird
„Was ich brauche, ist diese Greifbarkeit, ich muss diesen Wirkungsradius spüren“, erklärt Kerschbaumer seinen Antrieb und zeigt gleichzeitig auf, wie sein Unternehmerglück abnimmt, wenn sein Wirksam-Werden für die Gesellschaft von außen eingeschränkt wird: „Das ist wirklich frustrierend, wenn du gesellschaftlichen Impact erzeugen möchtest und sich dir nicht nachvollziehbare Hindernisse stellen, z.B. wenn du ein Go von den Behörden brauchst und das ewig liegen bleibt. Wenn es nur an mir liegt, etwas zu bewegen, das finde ich ganz cool, aber dort, wo du quasi auf Herrgotts Gnaden angewiesen bist, das macht mich wirklich unrund.“
Mythos Selbstbestimmtheit
Dass man als Selbständiger autonom agieren kann, hält er hingegen für einen Mythos: „Ich finde, man ist massiv fremdbestimmt. Das ist ja in Ordnung, aber es ist mir dementsprechend auch nicht so wichtig. Aber ohne den Sinn meines Handelns zu erkennen, würde ich nicht hackeln.“
Burnout aus Wendepunkt
Sein Sinnerfüllungsanspruch als Unternehmer hat ihn allerdings auch schon auf gesundheitlicher Ebene gefordert. Kerschbaumer erzählt heute offen von einem körperlichem Zusammenbruch nach einer „energetischen Wirbelwind-Phase“. Die Diagnose: Burnout. „Lange wollte ich es mir nicht eingestehen und habe drei Monate nach irgendwelchen Ursachen gesucht, weil es ja nicht sein kann, dass jemand psychosomatisch so zusammenklappt“, erklärt er rückblickend.
Heute hat er sein Leben anders organisiert. Arbeit und Privates wird viel stärker getrennt und für den Standort in Berlin hat er mittlerweile einen eigenen Geschäftsführer eingesetzt. „Ich hätte mir nie gedacht, dass das so wunderbar funktioniert.“, unterstreicht er. Sein Learning bringt er erfrischend authentisch zum Ausdruck: „Ich war vorher so anerkennungsgetrieben. Und wahrscheinlich hat es diese gigantische Gnackwatschn einfach gebraucht, um zu verstehen, dass mein Glück nicht nur vom Applaus der anderen abhängt und es mich nicht immer und überall braucht.“
Ästhetik für eine gelungene Unternehmenskultur
Heute hat er einen besonders spannenden Zugang entwickelt, um sein Leben und sein Wirken zu betrachten: „Ich merke immer mehr, dass es da so etwas wie eine ästhetische Arbeitskomponente gibt, die mir unglaubliche Freude bereitet.“ Das findet einerseits seinen Ausdruck in der Bürogestaltung, mit welcher er mittlerweile viel Zeit verbringt. Es lässt sich aber auch auf die zwischenmenschliche Beziehung übersetzen, was er so erklärt: „Das Konzept des Otto Wagner – was nützlich sein soll, muss auch schön sein und umgekehrt, was schön ist, muss auch nützlich sein, lässt sich aus meiner Sicht auch auf die Unternehmenswelt abstrahieren. Wenn wir z.B. Dinge machen, die quasi nur nützlich sind, aber es fehlt die ästhetisch-kreative Komponente, ist das nicht fertig. Und umgekehrt auch, nur etwas Kreatives zu machen, das keine Nützlichkeitskomponente hat, das ist auf eine gewisse Art und Weise auch nicht komplett.“ Konkret bewusst wird ihm dies, wenn er z.B. bemerkt, dass seine Kolleg*innen sich sehr bemühen, etwas zu liefern, auf das sie stolz sind: „Wenn dann so viel Schönheit und Liebe drin ist, da ziehen wir auch als Team wirklich sehr viel daraus. Und das ist einfach großartig!“
Mehr Raum zum Aufblühen
In Zukunft möchte Kerschbaumer weiter daran arbeiten, das „emotionale Gewicht“ von Angelegenheiten zu nehmen und anderen Leuten noch mehr Raum zu lassen. „Rückwirkend betrachtet wird mir klar, dass ich ein unglaublich dominanter Charakter war. Es tut sehr gut zu sehen, wie die Leute aufblühen, wenn sie mehr Verantwortung bekommen.“, betont er erfreut.
Manès Kerschbaumers Glücksgriffe:
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„Es geht einfach darum, als Person authentisch zu sein. Ich glaube schon, dass das Menschen gut tut, zu merken, dass du für das, was du tust, auch brennst.“
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„Ein Ritual zu finden, das den Arbeitstag beschließt, finde ich sehr wichtig. Für mich ist das, mich aufs Rad zu setzen und vom Büro nach Hause zu fahren.“
Manès Kerschbaumer ist Gründer und Geschäftsführer von Little Talks, einer Agentur für Fundraising und Dialogmarketing mit Fokus auf Nonprofit Organisationen. Die Basis des Unternehmens, das in Wien und Berlin zuhause ist, liegt in der Überzeugung, dass die ganz großen Veränderungen mit kleinen Gesprächen beginnen. www.littletalks.at