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Forschungsprojekt 

Auf der Suche nach dem Unternehmer*innenglück

Ein qualitatives Forschungsprojekt für ein ganzheitliches Verständnis von Unternehmertum
Forschungsdesign

Forschungsziele:

  • Vertiefung des Verständnisses der Zusammenhänge zwischen bestimmten Komponenten von Glück (Well-being) und damit Beitrag zur Verbesserung bestehender Rahmenkonzepte

  • Identifizierung typischer Situationen im unternehmerischen Kontext, die das Glück (Well-being) von Unternehmern beeinflussen

  • Identifizierung fallbezogener kontextabhängiger Kausalzusammenhänge, die in zukünftigen Projekten untersucht werden sollen (spezifische Führungskontexte, Situationen, Lebensbereiche, die das Unternehmertum beeinflussen)

  • Identifizierung von Potenzial und Strategien

Die folgenden Schlüsselprinzipien wurden auf Basis der Überlegungen aus der Sekundärliteraturrecherche als Grundlage für das Forschungsdesign entwickelt:

  • Eine ganzheitliche „Komponentenbetrachtung“ ist erforderlich, um die innere Komplexität von Unternehmern zu berücksichtigen.

  • Eudaimonische Aspekte des Wohlbefindens müssen in den Forschungsrahmen integriert werden, da sie mit der dynamischen Qualität des Unternehmertums im Einklang stehen.

  • Die ausgewählten Komponenten sollten die drei Ebenen der Selbsterfahrung widerspiegeln – Handlungsfähigkeit, Perspektive und sensorische subjektive Erfahrung.

  • Die unternehmerische Realität sollte im hohen Ausmaß widergespiegelt werden, um die Identifizierung spezifischer Well-being-relevanter Situationen zu ermöglichen.

Darauf aufbauend wurden die folgenden Forschungsfragen formuliert:

F1:    In welchen Aspekten (Komponenten) und Kategorien (positiv/negativ) erleben Unternehmer Glück (Well-being) in ihrem unternehmerischen Alltag? (Und wie zeigen sich diese auf verschiedenen Ebenen der Selbsterfahrung)?

F2:    Welche Mechanismen in herausfordernden unternehmerischen Situationen existieren als typische Treiber und Barrieren für das Glück (Well-being)?

F3:    Welche Potenziale und Strategien für ein höheres Wohlbefinden zeigen sich?

Dieser dreistufige Ansatz zielte darauf ab, zentrale Facetten des Glücks (Well-beings) von Unternehmer*innen zu beleuchten, positive/negative Dimensionen, Mechanismen und umsetzbare Strategien zu spezifizieren und ermöglichte es, sich sowohl auf Erfahrungs- als auch auf Kontextfaktoren zu konzentrieren. Jede Frage bezog sich auf bestimmte Elemente des Wohlbefindens, darunter dessen Manifestation (F1), kontextuelle Mechanismen (F2) und potenzielle Verbesserungsstrategien (F3).

Methodik

Um die Forschungsfragen eingehend zu untersuchen, wurde eine qualitative Methodik gewählt. Die Daten wurden in Fokusgruppen erhoben und unter Verwendung des methodischen Rahmens von Gläser und Laudel (2019) analysiert, der die Offenheit qualitativer Interviews mit einem systematischen, theoriegeleiteten Verfahren zur Umwandlung von Text in strukturierte, analysierbare Datensätze (qualitative Inhaltsanalyse) kombiniert. Diese Integration sorgt für Transparenz, Effizienz und Vergleichbarkeit, während gleichzeitig die Sensibilität für empirische Komplexität erhalten bleibt. Somit bietet sie sowohl Offenheit als auch Struktur und ermöglicht reichhaltige, nuancierte Erkenntnisse unter Wahrung methodischer Strenge bei der Analyse komplexer, facettenreicher Phänomene wie Glück und Wohlbefinden im Unternehmertum.

Der methodische Prozess beinhaltet die Entwicklung eines hypothetischen Modells, das als Leitrahmen für die ersten analytischen Schritte dient, indem es relevante Informationen wie Kategorien und Dimensionen rund um die Forschungsfragen strukturiert und organisiert. Diese Struktur unterstützt einen fokussierten Extraktionsprozess, der sicherstellt, dass nur relevante Daten analysiert werden, und Vergleiche zwischen Fällen und Dimensionen wie Zeit, Kontext oder individuellen Erfahrungen ermöglicht.

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Hypothetisches Modell inkl. Variablen und kausale Zusammenhänge

​Abbildung 1: Hypothetisches Modell​​​​​​​

Der grüne Rahmen zeigt den vermuteten kausalen Mechanismuspfad, der durch die Untersuchung typischer unternehmerischer Alltagssituationen (im Zusammenhang mit F1) untersucht werden sollte. Der blaue Rahmen hebt den kausalen Mechanismuspfad hervor, der durch bestimmte herausfordernde Situationen vermittelt wird (insbesondere im Zusammenhang mit F2 und F3, potenzielle Erkenntnisse auch in Bezug auf F1).

Die drei verschiedenen Arten der Selbsterfahrung (Handlungsfähigkeit, subjektive Sinneserfahrung und Perspektive) wurden nicht als separate Variablen, sondern als Ebenen einbezogen, wobei die Handlungsfähigkeit den vermittelnden Variablen und die subjektive Sinneserfahrung und Perspektive den Komponenten der Variablen „positive Well-being“ und „negative Well-being/Illbeing“ zugeordnet wurden.

Forschungssubjekte

Bei der Auswahl der Fokusgruppenteilnehmenden wurde Wert darauf gelegt, dass ein breites Spektrum an Führungskontextaspekten vertreten war. Grund dafür war das Bestreben, Mechanismen aufzudecken, die für das Glück (Well-being) in verschiedenen Situationen und Phasen des Unternehmerlebens relevant sind.

Insgesamt nahmen 30 Unternehmer an den Fokusgruppendiskussionen teil. Nachfolgend sind die Leadership-Kontext-Aspekte der Forschungssubjekte auf der personenspezifischen sowie der unternehmensspezifischen Ebene im Überblick dargestellt. Dabei wird ersichtlich, dass eine große Spannweite und Breite der Aspekte abgedeckt werden konnte. In Bezug auf das Alter war die jüngste teilnehmende Person 24, die älteste 64 Jahre alt.​​​​

Forschungssubjekte personenspezifischer

​​Abbildung 2: Forschungssubjekte und personenspezifischer Leadership-Kontext

 

In Bezug auf die Unternehmensgröße reichte die Bandbreite vom klassischen EPU bis hin zu einem Betrieb mit rund 4.000 Mitarbeitenden. Das jüngste Unternehmen wurde erst wenige Monate vor dem Fokusgruppengespräch gegründet, das älteste teilnehmende Unternehmen weist eine Unternehmenshistorie auf, die bis ins 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist.

Forschungssubjekte unternehmensspezifisc

​​Abbildung 3: Forschungssubjekte und unternehmensspezifischer Leadership-Kontext

Schlüsselquellen, die den Status quo im Forschungsfeld darstellen bzw. Impulse für die Konstruktion des Forschungsdesigns gaben, sind u.a.:

 

Barbosa, R., Barbosa, M., Pérez-Nebra, A. R., Villajos, E., & González-Ladrón-De-Guevara, F. (2025). A half-century perspective of entrepreneur’s well-being: comparing academic and global entrepreneurship monitor trends. Humanities and Social Sciences Communications, 12(1). https://doi.org/10.1057/s41599-025-04869-x

Fehr, E., & Fischbacher, U. (2002). Why social preferences matter—The impact of nonselfish motives on competition, cooperation and incentives. The Economic Journal, 112(478), C1–C33. https://doi.org/10.1111/1468-0297.00027

Gläser, J., & Laudel, G. (2019). The discovery of Causal Mechanisms: Extractive qualitative content analysis as a tool for process tracing. DOAJ: Directory of Open Access Journals. https://doi.org/10.17169/fqs-20.3.3386

Gorgievski, M. J., & Stephan, U. (2016). Advancing the Psychology of Entrepreneurship: A review of the psychological literature and an introduction. Applied Psychology, 65(3), 437–468. https://doi.org/10.1111/apps.12073 Shir, N. (2015). Entrepreneurial well‐being: The payoff structure of business creation (Doctoral dissertation). Stockholm School of Economics.

Kahneman, D. (2003). Maps of bounded rationality: Psychology for behavioral economics. The American Economic Review, 93(5), 1449–1475. https://doi.org/10.1257/000282803322655392

Ryff, C. D. (2019). Entrepreneurship and eudaimonic well-being: Five venues for new science. Journal of Business Venturing, 34(4), 646–663. https://doi.org/10.1016/j.jbusvent.2018.09.003

Shir, N. (2015). Entrepreneurial well‐being: The payoff structure of business creation (Doctoral dissertation). Stockholm School of Economics.

Shir, N., & Ryff, C. D. (2021). Entrepreneurship, Self-Organization, and Eudaimonic Well-Being: A Dynamic approach. Entrepreneurship Theory and Practice, 46(6), 1658–1684. https://doi.org/10.1177/10422587211013798

Siegel, D. J., & Drulis, C. (2023). An interpersonal neurobiology perspective on the mind and mental health: Personal, public, and planetary well-being. Annals of General Psychiatry, 22(1), Article 5. https://doi.org/10.1186/s12991-023-00434-5

Stephan, U. (2018): Entrepreneurs’ Mental Health and Well-Being: A Review and Research Agenda. In: Academy of Management Perspectives, 32(3), 290-322, doi: 10.5465/amp.2017.0001

Stephan, U., Rauch, A., Hatak, I. (2022): Happy Entrepreneurs? Everywhere? A Meta-Analysis of Entrepreneurship and Wellbeing. In: Entrepreneurship Theory and Practice, Vol. 0(0) 1–41

Stephan, U., Tavares, S., Carvalho, H., Ramalho, J., Santos, S. & Van Veldhoven, M. (2020): Self-Employment and Eudaimonic Well-being: Energized by Meaning, Enabled by Societal Legitimacy. In: Journal of Business Venturing, vol. 35, no. 6, 106047. https://doi.org/10.1016/j.jbusvent.2020.106047

Tversky, A., & Kahneman, D. (1981). The framing of decisions and the psychology of choice. Science, 211(4481), 453–458. https://doi.org/10.1126/science.7455683

Wiklund J., Nikolaev B., Shir N. et al. (2019) Entrepreneurship and well-being: Past, present, and future. J Bus Ventur 34:579–588. https://doi.org/10.1016/j. jbusvent.2019.01.002

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