Forschungsprojekt
*Diese Kurzbeschreibungen wurden für eine bessere Lesbarkeit mit redaktioneller Unterstützung von Stephanie Dirnbacher-Krug verfasst.
Auf der Suche nach dem Unternehmer*innenglück
Ein qualitatives Forschungsprojekt für ein ganzheitliches Verständnis von Unternehmertum
Zusammenfassung
Was macht ein gelungenes unternehmerisches Leben aus? Dieses qualitative Forschungsprojekt näherte sich dieser Frage in einem mehrdimensionalen Ansatz. Dabei wurden das Denken (Perspektive), Fühlen (sensorische subjektive Erfahrung) und Handeln (Handlungsfähigkeit) unterschiedlicher Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die Wechselwirkungen, die in diesem Zusammenspiel entstehen, unter die Lupe genommen.
Mit 30 wirtschaftstreibenden Personen – vom EPU bis zum Betrieb mit 4.000 Mitarbeitenden, vom gerade erst gegründeten Unternehmen bis zum Familienbetrieb in der 11. Generation, vom Jungunternehmer mit 24 Jahren bis zur erfahrenen Unternehmerpersönlichkeit mit 64 – wurden tiefgehende Fokusgruppen-Gespräche geführt und mittels qualitative Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ein zentrales Ergebnis ist eine „Glückstypologie“, die sich an der für den jeweiligen Typus wichtigsten „Glücksdimension“ orientiert. Dabei wurden sechs Typen identifiziert, für welche jeweils eine der folgenden Dimensionen die größte Bedeutung für ihr Unternehmerglück hat: Autonomie und Selbstbestimmung, gelungene Beziehungen, Selbstakzeptanz, Sinnerfüllung, Selbstverwirklichung und persönliches Wachstum, Exzellenz und Meisterschaft. Darüber hinaus lieferten die Daten Erkenntnisse in Bezug auf die Steigerung von Glück und Well-being im Unternehmertum: u.a. liegen Schlüssel in der Stärkung innerer Ressourcen – vor allem der Selbstakzeptanz – sowie auf einem tabulosen und bewussten Umgang mit stress- und gesundheitsbezogenen Themen.
Kurzbeschreibungen der Glücks-Typen*
Typus #1: Sucht Autonomie und Selbstbestimmung
Unternehmer*innen dieses Typus legen großen Wert darauf, ihr eigener Chef oder ihre eigene Chefin zu sein. Ein großer Gestaltungs- und Handlungsspielraum beziehungsweise die Möglichkeit, Aufgaben selbstbestimmt zu erledigen, steigern ihr Glück im Job. Dabei hat der Autonomie-Aspekt viele Facetten und spielt auf unterschiedlichen Ebenen eine Rolle: Viele Unternehmer*innen erfüllt es besonders, ihre Geschäftsidee selbstbestimmt zu verwirklichen. Andere schätzen es, wenn sie ihr Arbeitsumfeld und die beruflichen Beziehungen selbst gestalten können, indem sie das Team nach ihren Präferenzen auswählen und die Arbeitsbedingungen nach eigenen Vorstellungen formen. Und bei manchen spielen zeitliche und örtliche Flexibilität eine große Rolle.
Typus #2: Sucht gelungene Beziehungen
Harmonische Beziehungen im Arbeitsalltag sowohl mit den Mitarbeitenden als auch mit den Geschäftspartner*innen haben bei diesen Typen einen besonders großen Einfluss auf das Unternehmer*innenglück. Es geht ihnen um respektvolle soziale Interaktionen und ein wertschätzendes Betriebsklima. Sie erleben Teamgeist und die gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen als starken Antrieb, wohingegen ein isoliertes Arbeiten ihre Freude trübt. Auch Mitarbeiter*innenfluktuation und Schwierigkeiten bei der Personalsuche sind für Unternehmer*innen, die dem Beziehungstyp zuzuordnen sind, gewichtige Störfaktoren.
Typus #3: Sucht Selbstakzeptanz
Diesen Typen ist es ein Bedürfnis, regelmäßig zu reflektieren, was im unternehmerischen Leben gut und auch weniger gut gelungen ist. Sie möchten die Fähigkeit entwickeln, auch mit negativen Erfahrungen konstruktiv umzugehen sowie stolz auf das bereits Erreichte sein.
Typus #4: Sucht Sinnerfüllung
Diesem Typus ist es besonders wichtig, mit dem eigenen Unternehmen Wirkung zu erzielen, sinnstiftende Projekte umzusetzen und Vorteile für Stakeholder*innen, wie Kund*innen, Mitarbeitende oder das regionale Umfeld zu schaffen. Menschen, die ihr Glück und ihre Zufriedenheit überwiegend aus der Sinnerfüllung ziehen, verstehen ihr Unternehmen gerne als eine Art Mission. Allerdings kann es mental sehr belastend sein, wenn die Umsetzung der Ideen scheitert oder deren Verwirklichung von außen beschränkt wird – sprich, wenn die Sinnerfüllung eben nicht passiert.
Typus #5: Sucht Selbstverwirklichung und persönliches Wachstum
Diese Typen zeichnet aus, dass sie Glück daraus schöpfen, sich mit ihrer Geschäftsidee selbst zu verwirklichen. Sie haben Freude an dem, was sie tun und schätzen die Möglichkeiten, in der Selbstständigkeit ihr Potenzial voll ausschöpfen, ihre Kreativität ausleben und persönlich wachsen zu können. Die Geschäftsidee wird als Lebensaufgabe gesehen, die unabhängig von finanziellen Zielen verfolgt wird. Auch Abwechslung und Spannung im Unternehmen werden als positive Triebfedern genannt. Vor allem bei der Gründung eines Unternehmens spielt der Aspekt der Selbstverwirklichung oft eine zentrale Rolle.
Typus #6: Sucht Exzellenz und Meisterschaft
Diesen Typen ist es wichtig, exzellente Produkte und Dienstleistungen anzubieten und alle Anforderungen gut zu meistern. Glück ziehen sie daraus, den Erfolg unmittelbar zu erfahren – z.B. in Form von erfolgreichen Geschäftsabschlüssen, Markteinführungen sowie direktem positiven Feedback von Kund*innen und Geschäftspartner*innen. Menschen, denen Exzellenz und Meisterschaft in ihrem Job sehr wichtig sind, ziehen viel Energie aus der externen Wertschätzung. Perfektionismus und das Überschreiten der eigenen Grenzen können sich hierbei als gefährlich erweisen und das Unternehmer*innenglück bedrohen.
Die hier veröffentlichten Texte stellen einen Auszug aus dem gesamten Projektbericht dar. Weitere Ergebnisse werden laufend ergänzt.
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